Sommer im Garten

Aus unserer Kolonie Plötzensee-Wedding

»Daniel, schließ bitte mal die Vereinshaus-Toiletten ab!« Gerne. Nichts leichter als das. Dort angekommen, war so gar nichts mehr zu sehen von einem Sommerfest. Jede Spur getilgt, alles blitzeblank geputzt, die Grünflächen nachgerade durchgekämmt!
Ich bin mir dennoch sicher, vor nicht einmal 48 Stunden hier gefeiert zu haben …

Ah, na bitte, da sind sie ja, die kleinen ausgetretene Flächen im Rasen, wo zwei Bänke und ein Tisch gestanden haben müssen!
Ich erinnere mich wieder daran, dass hier herzlich gelacht und erzählt wurde, Mitglieder Gartenwissen austauschten. An der Bühne dann ein weiterer Beweis. Eine knallgelbe Trillerpfeife, einsam auf grüner Wiese. Die Arme.

Lachende, herumtobende Kinder, die liebevoll betreuten Spielstationen – ein Fest in unserer Kolonie ist immer lustig. Und Nachwuchsförderung stets zu begrüßen. Immer wieder hielt ich Ausschau nach meiner Nichte und meinem Neffen. Beobachtete, wie sie und die anderen Kinder aufmerksam dem Moderator zuhörten, sich auf dem frisch ausgebesserten Festplatz balgten und den noch sauberen Körperteilen in der Anmalstation einen künstlerisch vollkommen neuen Ausdruck verliehen!
Ein Höhepunkt folgte mit dem Marsch durch die Kolonie, standesgemäß bekleidete Dudelsackspieler mit Trillerpfeifen inklusive. Nun erschloss sich mir auch der Nutzen des »Laufzettels«, der an jeder Spielstation vorzuzeigen war: Pommes und Eis als Lohn.

Emsig brodelten die Fritteusen. Und auch den Frittierern mochte man einen Mangel an Hitze kaum ansehen. Wie manchem Stromkabel. Zur Sicherheit gibt es die Sicherung. Und die funktionierte. Plopp. Aus. Eine Begleiterin durch den weiteren Abend, die hin und wieder für willkommene Pausen sorgte und Abwechslung im Programm. Volle Tanzfläche, leere Tanzfläche, volle … usw. Wie schön, dass die Grillstationen hier eine Alternative für erzwungene Tanzpausen boten. Donnerwetter, was für eine Auswahl.
Da hatte ich doch glatt das Angebot für Vegetarier übersehen.

Weiter ins Vereinshaus. Das Kuchenbuffet! Ein Traum. Als Biochemiker weiß ich, dass Backen eine hohe Kunst ist und so war auch das Angebot. Warum denn nur ein Stück? Man muss sich nicht immer limitieren: zwei, drei, viele!
Draußen trällerte inzwischen Helene aus den Boxen und kuchenselig stürmte man die Tanzfläche. »God is a DJ«.
So bunt und heiter wie die Musik ging es auch am Cocktail-Stand zu. Dort bekam man kühl Gemixtes humorvoll serviert. Mein Rat aus gegebenem Anlass: Lachen zwingend vermeiden, wenn man am Strohhalm schlürft. Sonst lachen die anderen.

Das Showprogramm! Nehmen wir den »Line Dance«. Klatschen, Drehungen und Schrittfolgen. Auf den Punkt, perfekt, mit Spaß dabei. Hier zeigten sich frühe und späte Talente. Vom Reihen- ging es später zum Formationstanz. Der Tanzsportverein

Blau-Weiß zeigte sich sehr engagiert. Bei schwungvollem Standard und Latin flogen Damen reihenweise übers Parkett. Eine Tänzerin hat besonders freundlich gezwinkert. Höchst elegant endete das Spektakel mit einem Walzer, bei dem auch das Publikum seinen »vorwärts gedrehten Kreuzschritt« zeigen konnten.

Jetzt ein kühles Blondes! Glas nach Glas über die Theke gereicht. Wir sind zum Glück weit weg von Münchner Oktoberfest-Preisen, also nahm ich ausgesprochen gerne das Glas mit dem 1/2 cm unterm Strich, leerte es und holte mir gleich ein weiteres. So ein unschlagbares Angebot musste doch genutzt werden.
In der Warteschlange dann die schöne Erkenntnis: Gäste aus den Nachbar-Kolonien waren zu Besuch bei uns! Herzlich willkommen!

Von Grillduft und flotter Musik angelockt, fanden sich des Weges radelnde Touristen aus Schweden und Italien bei uns ein. Wie schön. Wenn das nicht ein Kompliment ist! Über Sprachen und Kontinente hinweg wurde gelacht, gefuttert und genossen, bis letztendlich gegen 2:30 morgens das letzte Lied erklangt. Alles Schöne hat ein Ende.
Aber es gibt noch so viele Sommer …

Dem Tag voll schöner Erlebnisse nachsinnend, ging ich nun also Tür für Tür ab. Ihr er- innert Euch – die Toilettentüren!

An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst auch im Namen des Vorstandes bei unserem Festausschuss bedanken. Gerade die Leichtigkeit des Sommerfestes lässt durch- blicken, wie emsig ihr zuvor alles geplant, beschafft und durchgeführt habt.
Gratulation zu dieser Leistung. Auch den fleißigen Bienchen, die vor und hinter den Kulissen mitgewirkt haben: Danke, danke, danke!
Aber was wäre eine Sommer-Sause ohne Gäste? Danke, dass Ihr alle so zahlreich zu unserem Sommerfest gekommen seid. Kein schön dekorierter Tisch, keine bedacht platzierte Bank blieb unbesetzt. Viele zufriedenen Gesichter und glückliche Gäste sind wohl das größte Lob überhaupt.

Allen, die aus Krankheitsgründen nicht dabei sein konnten, wünsche ich eine gute Besserung. Und alle, die organisatorisch indisponiert waren oder sich noch nicht so recht trauten: Versucht es einfach mal! Es bringt neben Freude und vielleicht neuen Freunden auch die ein oder andere neue Pflanze in den Garten.

In dem Sinne Wünsche ich im Namen des Vorstands allen Koloniemitgliedern einen wunderbaren und idealen Sommer.

Herzlichen Gruß aus Parzelle H 54, Euer Daniel