Im vergangenen Jahr hat der Vorstand gemeinsam mit dem Team der Gartenfachberatung überlegt, wie unsere Gemeinschaftsflächen insektenfreundlicher und ressourcenschonender (Wasser) gestaltet werden können. Als Pilot-Projekt haben wir im Herbst 2019 zusammen mit einer Gruppe von Gartenfreunden zwei verschiedene Grünflächen neu angelegt:
- Das langgestreckte Beet am Friedhofszaun wurde mit einer Samenmischung aus einheimischen Wildblumen und Wildkräutern eingesät. Für Insekten, insbesondere Wildbienen und Schmetterlinge, bieten sie wichtige Pollen- und Nektarquellen. Der Standort ist nährstoffarm, trocken und sonnig und damit hervorragend für heimische Wildblumen geeignet (siehe ausführliche Info weiter unten).
- Die einstigen Rasenstreifen zwischen den Fahrspuren im Zufahrtsbereich Lindenweg 23 wurden mit einer Samenmischung aus trittfesten Wildgräsern eingesät. Der Standort ist sehr trocken und warm, was Wildgräser besser tolerieren als herkömmliche Rasenmischungen (siehe ausführliche Info weiter unten).
Geplant ist, künftig weitere Gemeinschaftsflächen (insbesondere Rasenflächen) in artenreiche und standortgerechte Pflanzflächen umzuwandeln. Außerdem würden wir uns freuen, wenn die Aktion zur Nachahmung im eigenen Garten anregt! Schon dieses Frühjahr haben einige Gartenfreunde Teile ihrer Rasenflächen durch einen Wildgräser-Rasen ersetzt oder mit der Anlage von Wildblumenflächen begonnen. Auf Nachfrage können auch diese Flächen besichtigt werden.
Wildblumen für 2 qm als kleines Geschenk!
Die Stiftung Naturschutz mit dem Landesverband der Gartenfreunde hat den Berliner Kleingartenkolonien kleine Samentüten mit Wildblumen geschenkt (gebietsheimischer Herkunft). Das Saatgut eines Tütchens reicht für ca. 2 qm und kann noch im Mai ausgesät werden. Wer Interesse hat, kann sich kurzfristig eine Samentüte bei Katharina Schütze abholen (Hauptweg 61). Auf diese Weise kann jeder von uns ein kleines Stück zur Artenvielfalt in unsere Kolonie beitragen.
Information und Beratung
Die Gartenfachberaterinnen Heike Fischer und Katharina Schütze stehen euch bei der Planung einer neuen Wildblumenfläche oder eines pflegeleichten Wildgräser-Rasens gerne beratend zur Seite.
gartenfachberatung@kleingartenkolonie-ploetzensee.de
1. Wildblumen am Friedhofszaun
Auf dem Beet am Friedhofszaun haben wir eine Samenmischung aus 56 heimischen Wildblumen und Kräutern ausgesät. Viele der Arten blühen bunt und anhaltend. Im April war z. B. die orangefarbene Acker-Ringelblume besonders auffällig.
Bis zur vollen Entwicklung der Wildblumen und Kräuter werden ca. zwei Jahre vergehen. Der Saum wird dann eine Höhe von 80–140 cm erreichen. Nach der Entwicklungspflege im ersten Jahr (Beikräuter entfernen, regelmäßig wässern) müssen die Pflanzen nur bei sehr lang anhaltender Trockenheit gewässert werden. Auch die Pflege ist gering, nur einmal im Jahr müssen die Wildblumen zurückgeschnitten werden – am besten im zeitigen Frühjahr, da hohle Stängel als Winterquartier von Insekten genutzt und Samenstände von Vögeln aufgesucht werden.
Vor allem auf sehr mageren und trockenen Standorten, wie etwa am Friedhofszaun, kann der Artenreichtum der Wildblumen über Jahre hinweg stabil sein, d. h. es muss nicht viel gezupft oder nachgesät werden. Grundsätzlich gilt, je magerer ein Standort ist, desto besser eignet er sich für artenreiche Pflanzengesellschaften über längere Zeiträume hinweg. Umgekehrt gilt entsprechend, je nährstoffreicher ein Boden, desto schneller setzen sich wenige, nährstoffliebende und konkurrenzstarke Pflanzen durch und verdrängen die diversen, anspruchslosen Wildblumen.
2. Rasen aus Wildgräsern
In den meisten Kleingärten und auf einem Großteil der Gemeinschafts- und Wegeflächen unserer Kolonie sind (Zier-) Rasenflächen angelegt. Als trittfester Untergrund dient ein Rasen vor allem praktischen Erwägungen – nämlich der Begehbarkeit. Damit ein Rasen jedoch einigermaßen grün und am Leben bleibt, muss nicht nur regelmäßig gemäht, sondern vor allem viel gewässert werden – in der warmen Jahreszeit fast jeden Tag. Manch ein Kleingärtner gerät hier an seine Grenzen, und ausbleibende Niederschläge tun ihr übriges.
Gerade in Zeiten des Klimawandels erscheint es sinnvoll, zunehmend auf trockenheitstolerante Pflanzen zurückzugreifen. Im Zufahrtsbereich Lindenweg 23 haben wir deshalb eine kleine Versuchsfläche zwischen den Fahrspuren mit einer trittfesten Samenmischung aus Wildgräsern angelegt. Sie wachsen sowohl auf mageren als auch nährstoffhaltigen Böden. Im Gegensatz zu herkömmlichem Rasen müssen sie nur selten gemäht und deutlich weniger bewässert werden. Sie verfügen über hohe Regenerationsfähigkeit selbst nach extremer Trockenheit. Kurzgehalten werden die Gräser vor allem durch Benutzung bzw. Trittbelastung, nur dort wo wenig Trittbelastung erfolgt, muss gelegentlich gemäht werden.
Die Testfläche vor dem Vereinshaus ist einer besonders hohen Belastung durch KFZ und Fahrradfahrer ausgesetzt, denn die Breite der Fahrspuren reicht an dieser Stelle nicht aus. Entsprechend zeigen sich einige kahle Stellen. Dennoch kann die Fläche in den weniger befahrenen Bereichen als Anschauungsbeispiel dienen.
Wir wünschen euch viel Freude bei der Aufzucht der Wildblumen!
Der Vorstand und die Gartenfachberatung